Samstag, 16. Juli 2011
假货市场 Fake Market
" 姐小你想买吗?"
Klare Sache, der Verkäufer will mir was andrehen.
Was das glitzernde Etwas darstellen soll kann ich nicht richtig zuordnen, aber ich bin sicher dass es Krebs erzeugend ist.
In mehr als einer Hinsicht.
"bù yào - Lass mich" antworte ich.
letzte Woche noch hätte ich gemäß allen Formen der Kunst höflichst abgelehnt, aber das Maß ist voll. Entnervt drehe ich mich weg.

"小朋友姐..." Der nächste Verkäufer, er wedelt mit einem Fächer vor meiner Nase herum und lächelt mich zahnlos an.
"bù yào"
letzte Woche hätte ich zurückgelächelt. Aber man muss harsch sein, sonst lassen sie nicht locker.

Ein dreister Tip auf die Schulter, der nächste Händler hat mich im Visier; Ich hasse es. Dumm von links angequatscht werden habe ich zu ertragen gelernt.
Aber Körperkontakt geht gar nicht.
"bù yào"
Letzte Woche hätte ich tief durchgeatmet und zumindest so getan als würde ich die Tasche in Augenschein nehmen, deren Messingplakette stolz Chanel verkündet.

Fake Markets, diese Orte wo "echte" Markenartikel angepriesen werden. Jedesmal ein Spießrutenlauf. Ich hasse es. Aber ich bin ja nicht so, also komme ich mit. Verdammt.

Wo bleiben die anderen nur, ich will fertig und dann woanders.
Aah, Anne handelt, es geht um eine Tasche...

Und ab hier wollte ich dann zynisch schildern wie das Handeln -so eine Schmierenkommödie- seinen Lauf nimmt. Ich hatte auch schon angefangen mir zurechtzulegen welche gesten ich wie beschreiben würde um diesen Ton zwischen amüsiert und genervt zu treffen, der der Situation ja auch durchaus angebracht schien.

Aber dann hab ich direkt daneben diese schäbige baracke gesehen in der Essstäbchen (筷子) verkauft wurden und das ist endlich mal ein Produkt für das ich mich aufrichtig begeistern kann. Die Wände hatten stockflecken und der Laden war fast genau neben den Toiletten, denn wie die meißten Fakemarkets befand sich auch dieser in einer Tube-station. Die Kartons mit den Stäbchen waren lieblos an den Wänden aufgepeilt und die Verkäuferin zu katatonisch um mich zu beachten. Klar.
Niemand kauft besteck an einem so heruntgergekommenen Stand. Vorteil Käufer.
Also frag ich wieviel es kostet bla bla das alte spiel. Ihr Preis ist zu hoch. ich gehe. alte Leier. Sie ruft mir hinterher. Jaja.
Aber etwas in ihrem Ton traf mich, denn er war weder arrogant, noch schmierig, oder auch nur geschäftstüchtig. Es war fast wie ein Flehen, aber seltsam unerträglich, und als würde man Styropor aneinanderreiben oder mit Fingern an der Tafel entlangkratzen zog sich in mir alles zusammen. Kein Mensch sollte einen solchen Ton treffen können. Nicht wegen ein paar Stäbchen für 4.50 €. Und als ich mich dann umgedreht hab, hab ich sie gesehen, und diesmal wirkte sie fast anwesend, wie sie da stand inmitten all dieser alten Kartons.

Ich hab dann doch welche gekauft.
Und als Anne mich fragte für wieviel ich sie denn erstanden hätte, hab ich gelogen.
Ich glaub ich wollte nicht hören wie sie sagt ich sollte mich von den Tricks der Verkäufer nicht einwickeln lassen.
Aber das war ja auch letzte Woche.
Ich hasse Fakemarkets.
"bù yào"

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封禁Verboten
Ich erinnere mich, dass ich während der Autofahrt zu meinem Internat in den USA zum erstenmal ein schild sah, dass vor Elch-Crossing warnte. Absolut sinnvoll. Besagtes Schild war groß, rot, dreieckig und zeigte einen Elch. Fasziniert nickte ich ihm zu und dachte wichtigtuerisch, dass ich jetzt wohl unwiderruflich in den USA sei.

Genau dasgleiche Erlebnis hatte ich heute wieder.
Ich war im Jing An Tempel (静安寺) und gerade im Begriff eine mysteriös verwinkelte Treppe hochzusteigen; fasziniert fasste ich sie ins Auge und dachte wichtigtuerisch, dass ich ja wohl ein absolut individueller, tollkühner Reisender wäre.
Da sah ich es.
Es war groß, rot, dreieickig und zeigte das Piktogramm eines Menschen mit Kamera. Und darunter verkündete es in großen roten lateinischen (juhu) Buchstaben:

TOURIST STOP

verblüfft blieb ich stehen.
machte ein Foto davon und ging.

Neuerdings sympathisiere ich sehr mit Elchen, ich kann nicht umhin mich darüber zu freuen, dass sie und ich etwas gemeinsam haben.

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Dienstag, 5. Juli 2011
宣传Propaganda
http://www.chinasmack.com/2011/pictures/floating-chinese-government-officials-stun-netizens.html

Photoshops mit den 3 sind Kult in China

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6. Juli
Zeit: 2:00 am
Temperatur: 31°C
Luftfeuchtigkeit: Todes
Wind: Hahaha

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地铁Shanghai U Bahn
Highlight des Tages: die Dìtiě, die Shanghai tube.
Faszinierend, da wuseln tausende kleine asiaten um dich herum, und drängeln und schubsen sich. Das ist auch soweit ganz niedlich, bis du dich selbst in den strom stürzt.
Latente Panik ->Platzangst ->Todesangst ->Todeslust, und dann bösartige Frustration. Die lässt du an deinem Nächsten aus. Voila. perfekt integriert.
Meine Station, der Peoplessquare ( Rénmín Guǎngchǎng; 人民廣場) ist direkt im Herzen Shanghais, Zentercenter, es gibt 19 verschiedene Ausgänge, aber einer von denen führt in ein gruseliges Parkhaus.
Grundsätzlich stolperst du von einer riesigen Halle in die nächste, während an allen Wänden grell Werbungen blinken, an allen Ständen alles angeboten wird, und dir vom Boden aus tausende Wegbeschreibungen entgegenleuchten. Das alles geht unter in einer überwältigenden Geräuschkulisse aus Gesprächsfetzen, Marktgeschrei und Commercial-jingles; mit tränenden Augen ziehst du dein Ticket für 3 yuan, 30 cent, und passierst die Drehscheiben.
Dann geht der Wahnsinn erst richtig los. Welcher Held auch immer die Idee hatte den rettenden grünen Pfad zur Linie 8 (bā;八) auf den Boden zu malen; wenn eine derartige Menschenmasse sich darauf bewegt, siehst du ihn einfach nicht. Und so treibt dich die Masse auf die Rolltreppen zu, denn kein Asiate mag Treppen laufen. Die Treppe runter zur U bahn ist der einzige Ort in Shanghai auf dem du mehr Ausländer als Chinesen triffst, auch wenn wir wàirén (外人) nur 0,2% der Bevölkerung ausmachen. Der Umkehrschluss erklärt, warum jeder halbwegs vernünftige Mensch die Rolltreppen eigentlich meiden müsste.
Irgendwann bist raus aus dem Irrsinn, wieder an der Erdoberfläche. Heiße feuchte Luft schlägt dir entgegen.

Du denkst du hast den Wahnsinn abgeschüttelt?
Foooool

bèndàn - 笨蛋

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封禁Verboten
Test:
Folgende Webseiten sind in China blockiert:
( = wurden "harmonisiert")

"... bis vor kurzem war auch das Portal freenet.de blockiert, weil sie für die deutsche Website der Menschenrechtsorganisation Freenet gehalten wurde, so blogspot.com und diverse andere bloganbieter, darunter Twitter.com. Auch via facebook.com ist dalailama.com not accessible. Wer zuvor seine Zeit bei partypoker.com oder thepiratebay.org verbrachte wird nun hingebungsvoll vom systemgetreuen google.com mittels Netzwerk-systemüberschreitungen
wieder auf den rechten Pfad der Tugend gebracht. The greatfirewallofchina.org kann ihre Videos allerdings weiterhin nach Lust und Laune auf youtube.com und myvideo.de veröffentlichen, nur halt im Ausland.
Ungeachtet dessen brachte Wikileaks.be die "China Times" nicht in Verlegenheit, beide wurden einfach liebevoll aus dem Verkehr gezogen. Darüberhinaus soll es OnlineZeitungen geben, die sich mit dem Thema öffentlich auseinandergesetzt haben, weitere Informationen sobald der Hotspot wieder arbeitet, da wiederholt Schwierigkeiten beim Laden der Seiten auftreten... "

Der Verfasser dieses Textes lebt im Moment nicht Shanghai und freut sich wie doof endlich eine Platform gefunden zu haben die nicht geblockt ist, nachdem er stundenlang gesucht hat.
haha.
suck it bitches.

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奶酪刀Käsemesser
6h Morgens meine Zeit. 12h Mittags Chinazeit. Scheiße. Quäle mich aus Bett. Tapse in Küche. Kein Kaffee. Scheiße. Apfel. Achja. Chinesischer Apfel. Gibt kein Schäler oder Schälmesser. Scheiße. Wieder Bett.

Hätte dieser erste Morgen so ablaufen müssen? Nein. Denn Mandarin House hatte unser Apartment durchaus an westliche Bedürfnisse angepasst.
Seitdem schälen wir unser Obst mit dem Käsemesser. Funktioniert überragend; ziehe ernsthaft in Erwägung es später mit nach Deutschland zu nehmen. Dafür entschädige ich die nächste Generation Apartmentbewohner mit anderen unverzichtbaren Dingen, die uns auch noch fehlen. Gläser oder Tassen zum Beispiel.

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文化的Kulturgut
Dem verehrten Leser sei hiermit kund getan, dass dieser Vertreter kontemporärer Sekundärlitertur entgegen oftmals vernommener Vorurteile und Ressentiments ausschließlich objektive Beobachtungen sowie unvoreingenommene Betrachtungen publiziert und generell Wert auf wohlrecherchierte Inhalte legt, sozusagen politisch vollkommen korrekt ist.
Dies hat konsequenterweise zur Folge, dass keine der folgenden Aussagen gegen den Verfasser verwendet werden kann.

Triumphale Grüße an die Genossen des Kulturdepartments BeiJing.

什么他妈的.

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5. Juli
Temperatur: 38°C
Luftfeuchtigkeit: Todes
Wind: Hahaha

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